Partizipation stellt eines der wichtigsten Gestaltungsprinzipien des Zusammenlebens, sowie einer gemeinsamen und emanzipativen Zusammenarbeit dar. Partizipation ermöglicht es Menschen, ihre individuellen Erfahrungen und Vorstellungen von Werten in die gemeinsame Arbeit mit einfließen zu lassen. Doch warum genau ist Partizipation in der Arbeit mit jungen Menschen so wichtig?
Bekommen junge Menschen die Möglichkeit aktiv an der Gestaltung ihrer eigenen Umwelt zu partizipieren, dann tragen junge Menschen dazu bei, die demokratischen Strukturen zu stärken und zu festigen. Freiwilliges Engagement und Partizipation sind seit Jahren fundamentale Themen, wenn es um Debatten von Kinder- und Jugendpolitik geht. Gerade aus diesen Gründen gestalten wir als Kölner Jugendverbände und -organisationen, unsere Zusammenarbeit unter den Leitlinien der Freiwilligkeit, Ehrenamtlichkeit, Selbstorganisation und der Mitgestaltung junger Menschen.
Nicht nur die jungen Menschen selbst und wir als Kölner Jugendverbände und -organisationen fordern auf Grund unseres Selbstverständnisses mehr Partizipation. Junge Menschen haben auch laut Gesetz das Recht auf Beteiligung.
Wir als Kölner Jugendverbände und -organisationen nehmen auf kommunaler Ebene eine Schlüsselposition als Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und jungen Menschen ein. Den jungen Menschen bieten wir durch unsere demokratisch verfassten Strukturen Räume der Selbstorganisation und -bemächtigung. Auf politischer Ebene sind wir u.a. mit stimmberechtigten Sitzen im Jugendhilfeausschuss aktiver Teil der kommunalen Jugendpolitik und stehen im stetigen Austausch mit Kommunalpolitiker:innen. Darüber hinaus sind wir als Träger in Köln ein wichtiger Ansprechpartner zum Thema Beteiligung und setzen uns als Lobbyist:innen für junge Menschen und ihre Interessen ein.
Damit die Beteiligung wirksam und nachhaltig gelingen kann, bedarf es gewisser Standards und Qualitätskriterien. Hierzu möchten wir auf den Beschuss der Vollversammlung des Landesjugendring NRW vom 19.11.2022 „Partizipation ganzheitlich gestalten“ bezugnehmen. Dort werden folgende Qualitätskriterien für partizipative Prozesse und Strukturen[1] genannt:
- junge Menschen haben ein Recht auf Mitbestimmung, über das sie selbst
entscheiden - es braucht die Machtabgabe von Entscheidungsträger:innen, um Gestaltungs-
freiräume zu ermöglichen - es bedarf einer Haltung, die junge Menschen als gleichberechtigt ansieht, sie aber in ihrer Differenz wertschätzt und anerkennt
- eine Partizipationskultur sollte sich mit nachvollziehbaren und verlässlichen Strukturen und Rahmenbedingungen entwickeln
- die Konzeption ist an den Bedarfen junger Menschen zu orientieren
- Zugangsmöglichkeiten müssen niedrigschwellig sein
- Entscheidungen müssen transparent und nachvollziehbar sein, Möglichkeiten
und Grenzen müssen klar benannt werden - die Kommunikation muss auf Augenhöhe stattfinden
- der gemeinsame Prozess basiert auf Wertschätzung und Anerkennung
- es bedarf ausreichender Sach- und Personalressourcen
- es braucht eine fortlaufende Evaluation zur Sicherstellung nachhaltiger
Wirksamkeit
Ziel gelingender Beteiligungsprozesse ist die Wertschätzung und Selbstwirksamkeit junger Menschen, für die diese Qualitätskriterien Gelingensfaktoren darstellen.
Partizipationsmöglichkeiten müssen auf verschiedenen Ebenen geschaffen werden, um junge Menschen – in ihrer Vielfalt mit ihren individuellen Lebenslagen und Bedürfnissen – da abzuholen, wo sie stehen. Gerade in einer so diversen Stadtgesellschaft wie Köln bedeutet dies, sich mit den Lebensrealitäten junger Menschen auseinanderzusetzen. Sie sind geprägt von unterschiedlichen Ausschluss- und Diskriminierungserfahrungen aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Herkunft, des sozioökonomischen Status, Behinderung, aufgrund ihrer Religion und anderer Merkmale. Diese daraus resultierenden Erfahrungen gilt es als Grundlage partizipativer Angebote und Räume zu setzen und Angebote und Möglichkeiten entsprechend danach auszurichten, was junge Menschen brauchen.
Dem Leitsatz „ohne Information keine Partizipation“ folgend bedarf es zwingend an Räumen, die sich an den Bedürfnissen junger Menschen ausrichten und die den Versuch unternehmen, Begegnungen ‚auf Augenhöhe‘ zu ermöglichen. Gleichzeitig muss dabei anerkannt werden, dass kein Raum in unserer Gesellschaft frei von Machtverhältnissen ist. Diese Räume sollten die Chance bieten, relevante Fragen zu stellen und Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Möglichkeiten zur Mitbestimmung junger Menschen sind dabei so einfach wie möglich zu gestalten.
Wir verstehen den partizipativen Sinn nicht als Mehraufwand, sondern als Ressource.